Der Römerbrief: Rechenschaft eines Reformators

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Paulus gilt als Grundlage der Reformation, aber seine reformatorische Auslegung geriet in Misskredit. Die lutherische Tradition betont einseitig die individuelle Funktion des Gesetzes, das in innere Konflikte führt. Dagegen stellt die „New Perspective on Paul“ den sozialen Konflikt zwischen Israel und anderen Völkern und die abgrenzende Funktion des Gesetzes ins Zentrum. Beides, der theologisch gedeutete Moralkonflikt und Sozialkonflikt, ergänzen einander jedoch, wenn man den Römerbrief mithilfe einer Kombination von bildsemantischen, sozialgeschichtlichen und psychologischen Methoden liest. Gerd Theißen und Petra von Gemünden verbinden beide Ansätze in ihrem innovativen Kommentar.  >> Hier finden Sie eine Leseprobe.

The volume’s contents are available in the link immediately above.  When the authors describe their purpose they do it in these terms-

Die These des Buches ist, dass beide, der individuelle Gebotskonflikt und der soziale Identitätskonflikt, untrennbar miteinander verbunden sind. Der Gebotskonflikt lässt erkennen, dass alle Menschen Sünder sind und durchbricht damit alle sozialen Schranken. Er begründet die Universalität der Gnade. Umgekehrt gilt: Wer sich allen Menschen in allen Kulturen öffnet, vertieft den Konflikt mit sich selbst, weil der Mensch in seinem Inneren neben einer Faszination durch das Fremde gleichzeitig einen Widerwillen gegen alles Fremde hat. Fremdheit wirkt zutiefst ambivalent – bis hin zu einer Zerrissenheit zwischen Attraktion und Aggression. Wer von der Wende zwischen der alten Welt und einer neuen Welt für Menschen aus allen Völkern erfasst wird, spürt umso intensiver die innere Spannung zwischen altem und neuem Menschen (p. 18).

It’s quite a straightforward idea and it’s quite thoroughly developed.  The volume isn’t simply the typical exposition of Romans however.  Rather, it is a Reception Historical examination of the letter’s impact on Luther and other Reformers as well as those who have come in their wake.  And it interacts with all of the chief ‘schools’ of Pauline thought including but not limited to NT Wright and John Barclay, just to name a couple of the names readers will recognize.  Naturally the ‘new perspective’ gets a good bit of attention:

Die New Perspective hat die Paulusauslegung der letzten 40 Jahre bestimmt. Sie ist keine Einheit. Aber es gibt einige immer wiederkehrende Grundannahmen, die man in folgenden Thesen zusammenfassen kann:

  1. Das Judentum ist durch die Grundstruktur des Bundesnomismus geprägt, die ihn als eine Gnadenreligion ausweist.
  2. Das Judentum vertritt keine Werkgerechtigkeit. Sofern Paulus das Judentum als werkgerecht darstellt, ist sein Bild von ihm verzerrt.
  3. Das Gesetz war kein Problem, sondern wurde nachträglich zum Problem gemacht, als mit dem christlichen Glauben eine Alternative dazu geschaffen worden war.
  4. Paulus wurde in Damaskus zum Apostel Christi berufen; die Gesetzeskritik
    ist sekundär erst zwei Jahrzehnte später in Konflikten mit seinen Gegnern entstanden.
  5. Zentrales Anliegen ist nicht die Rechtfertigung des individuellen Sünders, sondern die universale Öffnung der Gemeinde für Menschen aus allen Völkern.
  6. Paulus kennt Sünde nur als Gesetzesbruch und nicht als fehlgeleiteten Willen, das Gesetz (in einer nomistischen Fehlhaltung) erfüllen zu wollen.
  7. Sachlich steht in der paulinischen Theologie nicht die juridische Rechtfertigungslehre im Mittelpunkt, sondern das neue Sein in Christus.
  8. Erlösung ist der Einbruch einer neuen Welt. Im Rahmen der Eschatologie einer Verwandlung der Welt findet die Verwandlung des Menschen statt.

And so throughout the volume our authors provide the most meticulous examination of the various approaches to Romans in recent memory.  It is also filled with important hermeneutical insights like this:

Unser Versuch, alte und neue Paulusauslegungen zusammenzuführen,81 stellt Paulus als Reformator des Judentums dar. Er träumt im Römerbrief von einer Erneuerung des Judentums, das sich so verwandelt, dass seine Gemeinden in ihm Platz haben. Erkenntnisse der neuen Forschung werden dabei aufgenommen. Das Judentum ist eine Gnadenreligion. Es ist kein Bruch mit dem Judentum, wenn Paulus das Heil auf Gnade gründet. Jedoch geben wir den ethischen „Werken“ im Judentum einen weit höheren Rang als die alte und neue Paulusauslegung. Die viel kritisierte „Werkgerechtigkeit“ ist u. E. ein religiöser Humanismus, der die Verehrung Gottes an die Erfüllung ethischer Gebote bindet. Von diesem ethischen Monotheismus führt eine Linie zur Aufklärung, die alle religiösen Traditionen mit Hilfe ethischer Kriterien überprüfen wollte. Schon Paulus bindet den Gottesdienst der ersten Christusanhänger an diese Kriterien (12,1 f). Das Judentum bleibt dennoch eine Gnadenreligion. Denn die Erfüllung der Gebote durch den Menschen ist in ihm nicht die Bedingung dafür, dass Gott an seinem Bund festhält, wohl aber die Bedingung dafür, seine irdischen und eschatologischen Gaben zu empfangen.

This work, then, fits better into the category of ‘introduction’ than to ‘commentary’ (which it decidedly is not).  And in the category of ‘introduction’ it best can be described as a psychological introduction to the book of Romans with special attention given to the history of the book’s exposition.

It is quite a work.  It should be consulted by those interested in the Reception History of Romans and by those interested in psychological approaches to biblical texts.