The Obituary of Klaus Koch

Via Thomas Römer

Nachruf auf Professor Dr. Dr. h. c. Klaus Koch (*4. Oktober 1926 †28. März 2019)

Klaus Koch, Professor für Altes Testament und Altorientalische Religionsgeschichte, verheiratet mit der Ärztin Eva-Maria Koch, ist am 28. März 2019 im Alter von 92 Jahren verstorben. Geboren wurde er in Sulzbach/Thüringen. In der Vorlesung anlässlich seiner Emeritierung 1991 berichtete er von den Motiven, die ihn zum Theologiestudium führten, und den ersten Studienjahren. Es waren die Erfahrungen im elterlichen Pfarrhaus in Thüringen während des Kirchenkampfes ab 1933, die Bespitzelung, die Gefängniszeiten seines Vaters und dessen Amtsenthebung, die ihm zum Antrieb wurden, sich argumentativ mit Weltanschauungsfragen auseinandersetzen zu können. Gleich mit Ende des Krieges und nach kurzer Kriegsgefangenschaft, zum Wintersemester 1945, begann Klaus Koch mit dem Theologiestudium in Heidelberg. Zum Ende des Studiums hin wurde ihm klar, dass er nicht mehr einfach in die Thüringische Kirche wechseln konnte, einen Dienst in einer der „starren und festgefahrenen“ westdeutschen Kirchen hingegen vermochte er sich nicht vorzustellen. Das Angebot zur Promotion durch Gerhard von Rad schien ihm ein „Wink des Himmels“ zu sein. Und so begann seine so beeindruckende und das Fach Altes Testament so prägende Universitätslaufbahn – allerdings doch einschließlich einer kurzen Zeit im Pfarramt in Jena und dem Zweiten Theologischen Examen der Thüringischen Kirche (1954). 1957 erhielt er eine Diätendozentur in Hamburg, wurde 1960 Nachfolger von H.W. Wolff in Wuppertal und kam 1962 nach Hamburg zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte.

Sein wissenschaftliches Œuvre, soweit man es denn zu überblicken vermag, lässt sich in vier großen Linien nachvollziehen. Unter der Überschrift „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ und „schicksalwirkende Tatsfäre“ als Grundkategorien hebräischen Denkens lassen sich bereits seine Heidelberger Dissertation („ṣdq im Alten Testament. Eine traditionsgeschichtliche Untersuchung,“ 1953) und seine Erlanger Habilitationsschrift („Die israelitische Sühneanschauung und ihre historischen Wandlungen,“ 1956) fassen. Die Profeten-Bücher greifen diese Aspekte auf, zeugen zudem von seiner Neuausrichtung exegetischer Methoden. Hier, wie dann auch in dem Methodenbuch „Was ist

Formgeschichte,“ zeigt sich seine grundlegende Überzeugung, dass Untersuchung von Sprache stets mit der „implizit einbeschlossenen Anthropologie und Ontologie, also Systemen von Deutungsfeldern als Entwurf einer Weltsicht für die Mitglieder der Sprachgemeinschaft“ einhergeht.

Der dritte Arbeitsbereich Klaus Kochs war der der Apokalyptik. Titel wie „Ratlos vor der Apokalyptik“ stehen nicht nur für das fachliche Interesse, für das Gespür, hier einen vernachlässigten Bereich alttestamentlicher Forschung aufzugreifen, sondern auch für die Sprachfähigkeit Klaus Kochs.

Er konnte kurz und prägnant den Kern der Sache treffen und sogleich ein zutiefst einprägsames Schlagwort kreieren. Sein Interesse an der Apokalyptik konnte er so weit ausbauen, dass es 1969 bereits zu der Einrichtung einer „Arbeitsstelle zur Erforschung der profetischen und apokalyptischen Sprache und Literatur“ in Hamburg kam.

Schließlich sind seine religionsgeschichtlichen Forschungen zu nennen, die er breit aufstellte mit Blick auf Ägypten und Mesopotamien und die er, wie er selbst sagt, „großzügig“ auf Indien ausdehnte. Klaus Koch war zutiefst davon überzeugt, dass „sich vom hebräischen Denken her, wie mir scheint, gewichtige Anstöße für gegenwärtige christliche Selbstvergewisserung“ ergeben. Das ist seinen Schriften abzuspüren, das wurde in seinen Vorlesungen deutlich, in denen er den Gegenwartsbezug seiner Auslegung nicht scheute, und das verband er selbst dezidiert mit seiner religionsgeschichtlichen Forschung, die für ihn ganz konsequent in den interreligiösen Dialog mündete.

Folgt man der oben genannten Vorlesung, dann wird immer wieder deutlich, wie sehr das persönliche Gespräch, lange Diskussionsabende, Begegnungen und Auseinandersetzungen mit anderen Theologen, Philosophen und Religionswissenschaftlern seine Arbeit geprägt haben.

Klaus Koch zeichnete die sich hieraus ergebenden Entwicklungen in seinem theologischen Denken selbst nach; so der Weg von einer kerygmatischen hin zur historischen Sicht der Geschichte. Besonders wichtig waren ihm die Jahre „des Kreises“ in Heidelberg, der Exegeten und Systematiker umfasste und der bald, von Außenstehenden, als Pannenberg- Kreis bezeichnet wurde. An diesem Engagement um die Zusammenführung von Exegeten und Systematikern hat Klaus Koch bis in seine späten Hamburger Jahre festgehalten. Auch andere Kreise, wie der der „Nordelbier,“ und zahlreiche Kontakte über Landeskirchen- und Ländergrenzen hinweg, waren geprägt von dem Engagement und der Gesprächsfreude von Klaus Koch. Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Rostock verlieh ihm 1996 aufgrund seines herausragenden Engagements für die Lehre und den Wiederaufbau der Fakultät die Ehrendoktorwürde. In all dem besteht ein großes Erbe.

Der Theologische Fachbereich der Universität Hamburg gedenkt Klaus Koch in tiefer Anerkennung und herzlich zugeneigt.

Prof. Dr. Martina Böhm
Sprecherin des Fachbereichs

Prof. Dr. Corinna Körting
Geschäftsführende Direktorin
Institut für Altes Testament